Seine dunkle Silhouette verschmilzt mit der seines Klaviers, im Hintergrund verschwindet die Sonne zwischen den Bäumen in der Spree und die Klänge von Amélie liegen in der Luft: vor wenigen Wochen durfte ich Joe mit seinem Traveling Piano kennenlernen.
Seit fünf Jahren ist Joe mit seinem Klavier auf Reisen – oder vielmehr als Nomade unterwegs: einen festen Wohnsitz hat er seit 2014 nicht mehr. Am Liebsten spielt er unter freiem Himmel – ob am Fluss, am Strand, am See oder in den Bergen – und am allerliebsten bei Sonnenuntergang.
Joes Repertoire ist zu einem großen Teil seinen Improvisationen entsprungen, kurze Titel wie “Hope”, “Fly” oder “Moonlight” öffnen das Tor und den Spannungsbogen zu dem, was folgt: eine musikalische Reise – in die Welt hinaus, in die Natur oder zu uns selbst.
Ein Mann weniger Worte, könnte man sagen und doch erzählt er gerne: aus seinem Leben und von seinen Erlebnissen. Von damals, als er sein Piano, welches sein Vater für ihn gebaut hatte, jeden Morgen zwei Kilometer in die Stadt schob und abends wieder zurück. Heute ist es mit einem Elektroantrieb ausgestattet. Von seinem Camper, aus dem die Küche weichen musste, um seinem Piano Platz zu machen: “Man muss eben Prioritäten setzen.” Oder von seinen Monaten auf einer thailändischen Insel in der Andamanensee, wohin er sich zurückgezogen hatte, um einfach nur Musik zu komponieren und woraus das Album “Follow The Sun” entstanden ist.
Mehr brauche ich nicht. Mehr brauchen wir nicht.
– Joe Löhrmann
“Wenn ich in der Natur bin, fühle ich mich verbunden.” Während Joe am Ufer der Spree in der Rummelsburg (Berlin) sein Piano einpackt, teilt er sein WARUM mit mir. “Verbunden?”, frage ich. Wir sehen uns ein paar Sekunden lang an. Während er nachdenkt, weicht er meinem Blick nicht aus. Dann kommt zu den gütigen Augen noch ein Lächeln. “Ja, verbunden. Mehr brauche ich nicht. Mehr brauchen wir nicht.”
Joe strahlt eine große Ruhe und Zufriedenheit aus. Die Musik ist seine Leidenschaft, das fühlt man, aber da ist noch was. Joe ist ganz bei sich. “Mehr brauche ich nicht”, sagt er und ich kann fühlen, wie sehr er das meint.
Die Sonne ist mittlerweile ganz weg, eine Lichterkette an Joes Piano-Schirm spendet uns noch Licht für ein Foto. “Warte, das geht noch heller”, meint er. Dieses Klavier spielt wirklich alle Stückchen. Ich freue mich so sehr, dass ich Joe kennenlernen durfte: ein bodenständiger, aufrichtiger Musiker, der mit seinem Piano ein Nomadenleben führt, stets unterwegs ist. Und doch scheint er angekommen zu sein: bei sich selbst.
Danke für deine Zeit, die Einblicke in dein Leben und natürlich deine wunderbare Musik, Joe!
Text & Foto: Kerstin Schachinger
- Zur Musik von Joe Löhrmann – My Traveling Piano
- mehr memory bubbles aus Deutschland
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Ein wirklich beeindruckender Mann, dieser Joe, toll was du da erleben durftest.
Danke fürs teilen Erlebnisse ☺️.
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